Pferdeflüsterei TO GO! Für Pferdemenschen mit Herz

Transkript

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Folge 21:

Einen wunderschönen guten Morgen und ich hoffe du hattest auch diese Woche wieder ein paar magische Momente mit deinem Pferd.

heute möchte ich mich mal mit einem immer wieder zitierten Mythos aus der Reiterwelt beschäftigen:

"Vorne Halten" und "Hinten Treiben" sei ein superduper Mittel zur Versammlung.

Ich mache es kurz! Das ist der größte Quatsch! 

Das ist fatal, denn du erreichst damit im Grunde das Gegenteil. Du schnürst dein Pferd regelrecht zusammen. Es kommt zu Verspannungen und der Rücken hat wenig bis keine Chance locker zu schwingen. Wie du dein Pferd gesund und korrekt versammeln kannst, erkläre ich dir gleich noch und zum Schluss gibts auch ein paar praktische Übungen.

Aber erstmal gibt’s zum Verständnis ein paar Infos zur Hinterhand, die ja eine riesengroße Rolle bei der Versammlung spielt.

Das ist ja so ein bisschen der Motor deines Pferdes. Wie sieht denn die Hinterhand deines Pferdes aus?

Ich habe ja eine typische Quarterstute mit einer sehr ausgeprägten Hinterhand. Also ziemlich viel Motor ;-) Deswegen fällt sie zum Beispiel sehr gerne auf die Vorhand, woran wir immer wieder arbeiten.

Denn die Lenkung passiert im Idealfall in der Vorhand und in den Schultern, nicht die Energie und der Motor.

Liegt mehr Energie auf der Vorhand:

Wird die Lenkung schwergängiger

Wird die sensiblere Vorhand zu stark belastet

Kommst du nicht richtig vorwärts

Wird dein Pferd eher stolpern

Wird der Rücken zu stark belastet

Die Vorhand sollte entlastet werden dadurch, dass die Hinterhand eben die Last aufnimmt. Der Rücken sollte frei schwingen können und die Schulter Bewegungsfreiheit haben.

Das alles geht von der Hinterhand aus. Wenn sie verspannt ist und nicht untertritt, wird auch der Rest nicht klappen. Deswegen ist das Thema Sattel auch so schwierig, wenn der Sattel mit Sattelbaum nicht sehr gut passt.

Ich persönlich habe aktuell einen Filzsattel von Horsegear - den ich nach einer ausgiebigen Testrunde begeistert in den Shop gepackt habe - den Link dazu findest du in den Shownotes. Der sitzt sogar auf dem Widerristlosen Pferd von mir perfekt. Der ist super für kurze Runden und das Bewegungsgefühl für den Reiter.

Aber jetzt weiter mit der Hinterhand.  Jeder spricht ja von der aktiven Hinterhand. Vermutlich ist auch nahezu jedem Reiter klar, dass sie wichtig ist.

Woran erkennst du eigentlich ob dein Pferd seine Hinterhand aktiviert?

Es muss unter seinen Schwerpunkt treten im Idealfall. Das wird gerne als „untertreten“ bezeichnet.

Wenn also der Hinterhuf in die Spur des Vorderhufes fußt, dann ist das schon einmal ein gutes Zeichen.

Wobei Pferde unterschiedlich stark sind in ihrer Biegsamkeit. Das alleine ist also noch nicht das perfekte Zeichen. Du musst dir das gesamte Pferd in seiner Bewegung ansehen:

Sind die Bewegungen der Hinterhand eher stockend

Sind die Bewegungen sehr kurz

Wirkt das Pferd verspannt

Dann aktiviert es seine Hinterhand nicht genug. Das sieht dann auch gerne mal so aus, als ob es die Hinterbeine nach hinten oder seitlich „rauswirft“. Der Rücken wölbt sich nicht auf und es ist nicht durchlässig.

Wenn du die Hinterhand in der Bodenarbeit oder beim Training durch korrekte Gymnastizierung und Bodenarbeit stärkst, dann bekommst du nach und nach mehr Hankenbeugung und dadurch wiederum eine Entlastung der Vorhand, der Schultern und damit wiederum eine Aufrichtung von Widerrist und Co. Deswegen heißt es immer wieder so schön, dass du dein Pferd von „hinten nach vorne“ reiten sollst.

Zum Schluss noch praktische Übungen für die Hinterhand

Du kannst die Hinterhand am Boden und im Sattel stärken:

Indem du das Pferd im Stand bittest sein Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern

Indem du Übergänge zwischen den Gangarten übst

Indem du dein Pferd bittest einen Schritt rückwärts zu gehen, bevor du dann im Schritt oder Trab vorwärts gehst

Indem du in den Gangarten Tempowechsel erbittest

Indem du in Biegung und Stellung am Boden arbeitest

Indem du Übergänge übst - zum Beispiel: 1 Schritt rückwärts – Antraben – Schritt – Trab – Schritt – Trab – stehen bleiben – wieder antraben – stehen bleiben – Schritt rückwärts – Schritt – Galopp – Trab – Galopp – Trab – Schritt – Anhalten – Schritt – Anhalten – Rückwärts – Trab usw.

Viel Spaß beim basteln und Trainieren - aber hab Geduld dabei. Ich selbst muss auch immer wieder in klitzekleinen Schritten denken, weil mein Pferd auch noch lange nicht so läuft, wie ich das möchte. Aber es ist ein Weg und mit Druck, Zwang oder übertriebenem Ehrgeiz verliert ihr den Spaß am gemeinsamen SEIN und das ist doch das wichtigste. Jetzt schicke ich dir alles Liebe, freue mich auf dich - nächsten Dienstag und kraul deinem Pferd einmal dick und fett das Fell von mir.